Wie Krebs behandelt wird

Welche Anzeichen können auf einen Krebs hindeuten? Wie wird die Erkrankung diagnostiziert? Und welche Therapien sind vielversprechend?
Krebsdiagnose
Illustration: Ivonne Schulze
Ulrike Schupp Redaktion

Die Waage zeigt auf einmal deutlich nach unten – und das ganz ohne Diät oder Sport? Ein Grund zur Freude? Vielleicht. Kommen allerdings bleierne Müdigkeit, diffuse Schmerzen im Kopf, im Magen oder im Rücken dazu, handelt es sich um ein Warnzeichen, das niemand einfach so wegwischen sollte. Gerade diese drei Symptome können im, zugegeben eher seltenen, Einzelfall schon auf eine gefährliche Krebserkrankung hinweisen. 

 

Krebs verläuft zumindest am Anfang fast schmerzfrei und oft unbemerkt. Ärzte raten deshalb, alle Früherkennungsuntersuchungen auch wirklich wahrzunehmen. Und damit tun sich vor allem Männer ziemlich schwer. „Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern“, sagt Wolfgang Bühmann vom Berufsverband Deutscher Urologen. „Doch nur rund 14 Prozent der Männer gehen zur Vorsorge.“ Dabei seien diese regelmäßigen Untersuchungen sehr wichtig für sie. Je eher der Krebs erkannt wird, desto besser sind oft die Heilungschancen. Die Früherkennung ist gleichzeitig auch der erste Schritt zu einer gesicherten Diagnose. Ab 45 ist die Tastuntersuchung der Prostata ein Muss. Frauen sollten ab 20 einmal im Jahr zum Gynäkologen um Gebärmutterhalskrebs auszuschließen und ab 30 zusätzlich Brust und Achselhöhlen abtasten lassen. Ab 50 steht ihnen dann außerdem eine Röntgenuntersuchung zu. Für beide Geschlechter gilt: ab 35 zum Hautkrebsscreening und ab 50 zur Darmkrebsvorsorge!

 

Oftmals gute Heilungschancen

 

Fällt das Ergebnis der Früherkennungsuntersuchung nicht eindeutig aus, stehen dem Arzt heute eine ganze Menge weiterer Diagnosemethoden zur Verfügung. Zum Einsatz kommen unterschiedliche bildgebende Verfahren, endoskopische und Laboruntersuchungen. Eine zentrale Rolle spielt nach wie vor aber die Analyse von Gewebeproben. Erst wenn durch sie die Tumorzellen eindeutig nachgewiesen werden, gilt die Krebsdiagnose als gesichert. 

 

Trotz des Schocks raten Mediziner angesichts der modernen Therapien und der oftmals recht guten Heilungschancen soweit eben möglich zur Gelassenheit. Die Behandlung hängt nicht zuletzt von der Art der Krebserkrankung ab. In der Schulmedizin ist fast immer die Operation eine der wichtigsten Stationen in der Therapie. Besonders erfolgreich ist sie zum Beispiel bei Hautkrebs. „Mit einer operativen Frühtherapie sind praktisch 100 Prozent aller weißen Hautkrebse auf Dauer heilbar,“ sagt Helmut Breuninger von der Tübinger Hautklinik. Seine Studie mit knapp 5.000 Patienten hat darüber hinaus gezeigt, dass die Operation zudem beste kosmetische Ergebnisse erzielt. 

 

Die Operation

 

Entfernt werden bei einer Krebs-OP neben dem Tumor zur Sicherheit auch Teile des umliegenden Gewebes sowie je nach Art der Erkrankung häufig auch die naheliegenden Lymphknoten. Wann immer möglich, setzen Ärzte dabei auf schonende minimalinvasive Eingriffe mithilfe von Laserchirurgie oder Endoskop. 

 

Wegen ihrer Nebenwirkungen gefürchtet, aber ebenfalls eine wichtige Säule der Krebsbehandlung ist die Chemotherapie. Sie greift in den Zellstoffwechsel ein um die Zellteilung und damit auch das Wachstum eines Tumors zu verhindern oder zu verlangsamen. Die Medikamente, die dabei zum Einsatz kommen, wirken auf das Krebsgewebe, beeinträchtigen aber auch die gesunden Zellen. Eine schonendere Variante, auch wenn sie die gesunden Zellen leider nicht vollständig schützen kann, ist die „chronomodulierte Chemotherapie“. Sie macht sich die Tatsache zunutze, dass gesunde Zellen einen anderen Biorhythmus haben als die Tumorzellen. Die Substanzen, die den Krebs aufhalten sollen, werden dann gespritzt, wenn die Tumorzellen die höchste Teilungsrate erreichen und damit am empfindlichsten sind. Profitieren konnten bislang vor allem Kinder mit Leukämie. Bei ihnen liegt der Behandlungserfolg bei über 70 Prozent. Tumore der Nieren oder des Verdauungstrakts sind dagegen nicht mit Hilfe einer „Chemo“ therapierbar. 

 

Strahlen- und Immuntherapie

 

Allerdings lässt sich das Wachstum von Krebszellen auch noch auf andere Weise verhindern. Bei der Strahlentherapie werden Tumorzellen über ionisierte, elektromagnetische und Teilchenstrahlen zerstört. Der Arzt kontrolliert das Verfahren durch Kernspin- oder Computertomografie, damit die gesunden Zellen dabei nicht verletzt werden. Inzwischen ist es sogar möglich, je nach Art der Erkrankung schon während der OP zu bestrahlen. Dadurch lässt sich die Strahlendosis bei Anschlussbehandlungen oft deutlich senken. Auch die „zielgerichteten Therapien“ konzentrieren sich ausschließlich auf die Tumorzellen. Sie setzen bei den Eigenschaften an, die Krebszellen von gesunden Zellen unterscheiden und leiten daraus die nötigen Informationen über die Wirkstoffe ab, die im Kampf gegen den Krebs helfen könnten. Bei Krebszellen, die von körpereigenen Hormonen abhängig sind wie beispielsweise Brustkrebs von Östrogen, greift häufig eine Hormontherapie. Sie blockiert die Wirkung der Botenstoffe, um die Ausbreitung des Tumors zu verhindern. 

 

Mittlerweile gelingt es darüber hinaus immer öfter, die Fähigkeiten des körpereigenen Abwehrsys-tems gegen den Krebs einzusetzen. Beeindruckende Erfolge gab es bislang vor allem bei schwarzem Hautkrebs und bei fortgeschrittenem Lungenkrebs (siehe auch Seite 10). Blockaden des Immunsystems werden dabei abgeschaltet, so dass es die Krebszellen als Feinde erkennt. Die Immuntherapie gilt als große Hoffnung in der Krebsmedizin.

 

Neue Therapien

 

Wer jedoch schon seit jeher auf Naturmedizin und alternative Methoden schwört, sollte auch darüber unbedingt mit seinem Arzt sprechen. Zum einen, um eventuelle Wechselwirkungen auszuschließen, zum anderen, weil es auch hier immer wieder neue Forschungsergebnisse und entsprechende Therapien gibt. Beispielsweise soll Grüner Tee dazu beitragen, die Ausbreitung von Metastasen zu verhindern. 

 

Darüber hinaus hat sich die Cannabistherapie vor allem bei Gebärmutterhals- und bei Lungenkrebs als hilfreich erwiesen. Nicht nur aufgrund der betäubenden Wirkung, sondern auch weil die Cannabinoide offenbar bestimmte Enzyme blockieren, ohne die sich der Krebs nicht vermehren kann. 

Nächster Artikel